Der Weg nach Weimar führt uns durch Bechstedtstraß, und wir sehen am Orteingang ein großes Steinmahlwerk. Neugierig, wie wir nun mal sind, vor allem nach langen Kilometern durch die Natur ohne große Städte und Dörfer, halten wir an. Hier wird in vielen Schautafeln die Geschichte des Färberwaids erzählt.

Der Anbau von Färberwaid, das ist der natürliche Lieferant des blauen Indigos, besitzt in Thüringen eine lange Tradition. Das „Goldene Vlies Thüringens“, so genannt wegen des saftigen Gelbs der Blüte, brachte im Mittelalter den fünf Waidstädten Erfurt, Arnstadt, Gotha, Tennstedt und Langensalza enormen Reichtum.Die Waidpflanze wird zum Färben benutzt, kann aber nicht roh verwendet werden. Damit man den Waid nutzen kann, muss er erst getrocknet werden. Unter dem Mahlstein, der von zwei Pferden gezogen wurde, werden die Blätter zermahlen.

Weiter erfahren wir, dass im 17. Jahrhundert die Einführung des billigeren Naturindigos aus Asien zum Niedergang der Waidkultur in Thüringen führte. 

Nach dieser informativen Geschichte kommt uns der Rastplatz hier wie gerufen. Nun darf der Geist abschalten und der Magen seine Tätigkeit aufnehmen. 

Mit offenen Augen und erwartungsfroher Freude fahren wir auf der Schleifenroute durch unser Land, welches einfach unglaublich viele besondere Plätze für uns bereit hält. Wir erleben die unterschiedlichsten Landschaften und sind begeistert, wie abwechslungsreich die einzelnen Regionen sind. Und so wie uns die kleinen gelben Sonnenblumen immer wieder von Neuem erfreuen, so haben wir die Sonne in unserem Herzen bei all den schönen Begegnungen. Ist kein Spruch – wir lieben Sonnenblumen, schon immer.

Weimar ist Historie, ist Geschichte

Es ist ja wohl selbstredend, dass man durch Weimar nicht einfach durchfährt. Wir haben uns etwas Zeit genommen und einen kleinen Streifzug durch die geschichtsträchtige Stadt unternommen. 

Unsere Reise führt uns durch ein vielfältiges, besonderes Land. Unser Land. Deutschland. 

Doch es hat auch eine dunkle Geschichte, und uns stellt sich die Frage: Wie gehen wir damit um auf einer Reise, welche die Offenheit und Freundlichkeit von Deutschland einfangen will? Ausblenden? Nein, wir wollen hinsehen, auch deshalb hinsehen, weil zwischen damals und heute Welten liegen.

Wir haben uns die „Zermahlene Geschichte“ angesehen, und ja, wir wollen darüber schreiben. 1936 zog die Leitstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) vom Polizeipräsidium in der damaligen Sophienstraße Weimar in den großherzoglichen Marstall. Neben der Verwaltungsbaracke mit doppelwandig isoliertem Vernehmungszimmer befand sich ein Behelfsgefängnis mit zwölf Zellen in der ehemaligen Remise des Marstalls, gebaut von KZ-Häftlingen aus Buchenwald. Seit Juli 1951 wurden die Räume zur Lagerung von Akten des Landeshauptarchivs, heute Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, genutzt. Als ein Tiefenmagazin des Archivs angelegt werden musste, wurden die beiden Gebäude im Innenhof im Rahmen der Kunstaktion "Zermahlene Geschichte" von Horst Hoheisel und Andreas Knitz 1997 abgetragen und öffentlich zerschreddert. Ihre Grundrisse sind als begehbare Installation sichtbar.

Es sind noch gut 20 Kilometer bis Jena, als wir direkt am Ilmtalradweg bei Bad Berka eine weiteren Rastplatz sehen. Dies hier einfach als Tip, denn wir mussten weiter, wollten wir doch heute noch zu Freunden in der Stadt von Carl Zeiss.

Ein unglaubliches Mahl hat uns dann in Jena erwartet. Katayoon lehrt Yoga, Meditation und ist Klang- und Musiktherapeutin. Und eine gute Köchin. Es ist spät geworden, sodass wir nur schnell unter die Dusche sind. Nach dieser und dem köstlichen Abendmahl fühlen wir uns wie neu geboren. Tja, und dann wurde es eine doch recht lange Nacht. Wir haben inzwischen wirklich viel zu erzählen, und Katayoon ist eine aufmerksame Zuhörerin. 

Am Morgen schlafen wir erstmal aus. Das muss einfach mal sein. Die Tage sind durch die enorme Hitze doch fordernd, und so gönnen wir uns etwas Ruhe zur Erholung, waschen Wäsche und erledigen ein wenig Büroarbeit.

Eine Yoga-Session

Es bleibt nicht aus, dass die Muskeln und auch der Rücken aufgrund der langen Tour leichter verhärten als bei kürzeren Strecken. So zeigt Katayoon Doris, was sie für ihren Rücken tun kann. Das tut gut und geht einher mit Achtsamkeit dem eigenen Körper gegenüber und einer stillen Meditation.

Versucht es einfach mal. Bewusst wahrzunehmen, was uns unser Körper zeigen will, ist nicht nur nach Anstrengungen wertvoll. Im Hinblick auf Früherkennung kann es sogar lebenswichtig sein. Und glaubt Doris, als ehemalige Betroffene weiß sie sehr genau, wovon sie spricht.

Nur damit ihr es nicht vergesst: Unsere Hängematte wiegt 270 Gramm und ist verpackt so groß wie eine kleine Faust. Trotzdem finden Doris und Katayoon bequem darin Platz. 

Wenn ihr auf der Seite ganz nach unten scrollt, könnt ihr uns einen Kommentar senden. Wir freuen uns darüber. 

Wenn Ihr mehr über die Arbeit der Awareness Deutschland gemeinnützige UG erfahren wollt:

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