Unterwegs Blogeintrag 61

Auf unserem Weg nach Schweinfurt passieren wir die Stadt Bad Kissingen, welche für uns eine besondere Bedeutung hat. Doch dazu später – es muss ja ein bisschen spannend bleiben.

Die Saalelandschaft ist ein Traum, den mit wachen Augen zu erkunden wir euch nur empfehlen können. Und den Saaleradweg gleich dazu. Zwar geht es mitunter recht fordernd nach oben, doch dabei allein soll es nicht bleiben. Der Untergrund wechselt von geteert über befestigt hin zu leichtem Schotter und schließlich Waldboden. Mit dem passenden Rad kein Problem, doch Obacht: Für das Rennrad ist das völlig ungeeignet.

Kurz vor unserem heutigen Ziel Bad Kissingen treffen wir auf den Luitpoldsprudel. Es handelt sich um einen Bohrbrunnen für Heilwasser, der von 1906 bis 1908 entstand. Beeindruckende 253 Meter reicht das Bohrloch nach unten. Durch den sehr hohen Eisengehalt wird das Wasser bei Erschöpfungszuständen und Übersäuerung getrunken. Wir sind Gott sei Dank topfit und nippen nur mal kurz – also das muss man echt mögen oder wirklich benötigen. Durch den hohen Eisengehalt kann von Genuss nicht die Rede sein.

Direkt im Umkreis des Sprudels entdecken wir dann pinke Ballen. Diese tolle Aktion der Awareness Deutschland in Kooperation mit dem Folienhersteller Trioplast und mit Unterstützung der Landwirte sorgt durch die auffälligen Farben in der Landschaft für viel Aufmerksamkeit in ganz Deutschland. Wir sehen heute pinke Silageballen, es gibt aber auch hellblaue für Prostatakrebs und gelbe als Symbol für den Kampf gegen Krebserkrankungen von Kindern.

Bad Kissingen wird für uns immer ein wichtiger Bezugspunkt bleiben. Hier hatte Doris nach ihrer Brustkrebsdiagnose und der damit verbundenen Behandlung ihre Reha verbracht. Wir ergänzen hierzu unseren Text "Über uns" für diejenigen, die unsere Geschichte interessiert.

Nach Bad Kissingen geht es dann durch eine wunderschöne, hüglige Landschaft mit teils heftigen Anstiegen. So bleibt es nicht aus, dass wir ab und an schieben. Doch es ist herrlich, ohne zeitlichen Druck reisen zu können. An sehr steilen Abschnitten schieben wir auch mal zu zweit nur ein Rad und holen das andere dann nach.

Langsam lichtet sich die Landschaft und gibt den Blick über weite Flächen bis nach Schweinfurt frei. Wir sind heute Abend bei Dachgebern in Grafenrheinfeld, sodass wir die Stadt  zunächst nur kurz besuchen. Sowohl Schweinfurt wie auch Würzburg bekommen von uns noch etwas mehr Zeit, ist es doch die Heimat der Awareness Deutschland. Wir werden ein paar Tage mit Matthias, dem Chef der Organisation, verbringen.

Unsere Gastgeber für heute, Sabine und Christian, besitzen eine Sauna. Wir bekommen das Angebot, diese während unseres Aufenthaltes zu nutzen, und wir hören uns spontan ja sagen. Die Begrüßung ist  liebevoll; auch die Sauna hat schon Betriebstemperatur. Also nichts wie hinein und danach ein wenig Entspannung im Ruheraum, welcher wunderbar nach Minze riecht.

Was folgt, ist ein langer Abend mit bewegenden Gesprächen. Christian hat früh Erfahrung mit Krebserkrankungen in der Familie gemacht und stellt fest: Es ist schwierig, damit umzugehen, wenn es Menschen nicht gut geht, die man liebt. Dann reden wir über die Liebe, Beziehungen und von Wünschen und Träumen.
Wir fühlen uns so aufgenommen! Als wir nach den vielen Gitarren fragen, die wir in der Wohnung gesehen haben, sagt Christian, er spiele ein wenig. Greift zu einem Instrument, fängt an und singt. Was eine Stimme: Unglaublich, der Mann! Schließlich stimmt er das Lied an, dass er bei  ihrer Hochzeit für seine Frau gesungen hat, und sie stimmt ein. Für einen kurzen Augenblick scheinen Raum und Zeit stehen zu bleiben.

Heute Morgen haben wir richtig dichten Nebel, doch unser Weg ist zum Glück kurz. Wir verlassen Grafenrheinfeld, nicht ohne die Pfarrkirche Kreuzfindung zu besuchen. Ihre Wurzeln gehen auf das 14. Jahrhundert zurück. Dann geht es weiter nach Schwebheim bei Schweinfurt. Hier lebt und arbeitet Susanne, bei der wir einige Tage übernachten dürfen.